Tag 43 bis 49: Endlich in der Transsibirischen Eisenbahn und Nowosibirsk

Auch wenn der Kauf der Tickets in Moskau etwas schwieriger war, ging es dafür umso routinierter in den Zug. Bei meiner Fahrt von Sankt Petersburg nach Moskau hatte ich ja schließlich schon die grundlegenden Fähigkeiten zur Benutzung eines russischen Zuges gelernt. Also war ich schon mal gut für meine 2-tägige Zugfahrt vorbereitet. In Moskau hatte ich mir dafür noch ein großes Essenspaket gekauft: Brot, Mini Salamis, Essiggurken, Kekse, Instant-Nudelsuppen und natürlich Tee.

Das Leben in der Transsibirischen Eisenbahn

Bis der Zug einmal losgefahren ist, alle Passagiere ihren Platz gefunden haben und alle Betten gemacht sind ist es noch ein bisschen hektisch. Direkt im Anschluss wird es deutlich entspannter. Im Wesentlichen dreht sich alles nur um Schlafen, Essen und aus dem Fenster schauen. Hört sich vielleicht ein bisschen langweilig an, doch gerade in der 3. Klasse trifft man sehr viele Menschen und vor allem fast ausschließlich Russen. Die Kommunikation ist zwar meistens schwierig, doch es funktioniert manchmal auch mit wenig Worten. Und mit ein paar russischen Wörtern sind einfache Unterhaltungen auch möglich.

Hier im Zug hatte ich auch das erste Mal Zeit gefunden um zu lesen. Gerade für Reisen lohnt sich auch die Anschaffung eines Kindles, es ist super leicht und mit der Hintergrundbeleuchtung ist es auch möglich am Abend zu lesen. Dadurch habe ich immer einige Bücher dabei und kann mir bei Bedarf weitere bei Amazon kaufen und herunterladen.

Enttäuscht war ich nur, dass ich in den ganzen zwei Tagen im Zug nur einmal Babuschkas gesehen hatte. Und an dieser Station haben sie nur Obst und Gemüse verkauft und nicht wie erwartet verschiedene selbstgemachte Gerichte. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass die Hauptsaison schon vorbei war. Dadurch war meine Ernährung etwas eintönig, denn für das überteuerte Restaurant war ich auch zu geizig.

Ankunft in Nowosibirsk

Diesmal hatte ich mich wieder für Couchsurfing entschieden und musste wieder einen halben Tag in Nowosibirsk verbringen, bis Julia von der Arbeit heim kam. Eigentlich wollte ich direkt am Bahnhof meinen Rucksack abgeben und dann direkt Nowosibirsk erkunden. Doch es kam leider etwas anders. Ich hatte weiterhin Probleme mit meinem Fuß und konnte nur Flip Flops tragen. Da es in Nowosibirsk deutlich kühler war als in Moskau musste ich mir etwas überlegen. Ebenfalls war das wohl der letzte Stopp mit einer guten medizinischen Versorgung für die folgenden Wochen. Also entschied ich mich doch zu einem Arzt zu gehen und meine eigene Diagnose überprüfen zu lassen. Im Krankenhaus angekommen musste ich erneut feststellen, wie wenige Menschen hier Englisch können. Auch in einem sehr guten Krankenhaus gibt es keine englischsprachigen Ärzte. Mit Google Translator hatte ich dem Arzt dann meine Beschwerden geschildert und wurde anschließend untersucht. Glücklicherweise war meine Vermutung richtig und es war nur eine Überbelastung. Um die Entzündung im Fuß zu bekämpfen bekam ich für 10 Tag Ibuprofen als Gel und Tabletten.

Nach meinem Krankenhausbesuch bekam ich von Julia eine Nachricht, dass sie auf dem Heimweg ist. Mit einem Uber bin ich dann zu dem Haus von Julia gefahren. Dort angekommen gab es erst mal einen heißen Tee und im Anschluss eine Dusche. Nach einigen Tagen ohne Dusche im Zug war es eine echte wohltat, auch wenn es nur kaltes Wasser gab.

Akademgorodok – Studentenviertel im Wald

Nach einem langen und ausgiebigen Schlaf auf der Couch ging es per Elektritschka, einem russischen Regionalzug, nach Akademgorodok. Das ist ein Stadtteil von Nowosibirsk den mir Julia am Abend vorher empfohlen hatte. Nach circa einer Stunde war ich dort und hatte traumhaftes Wetter. Also ging es vom Bahnhof direkt zum See um dort die traumhafte Aussicht zu genießen. Um nach Akademgorodok zu gelangen, ging es einen Kilometer durch einen Wald und der Wald zieht sich auch durch das gesamte Viertel. Überall waren Studenten unterwegs und es gab reichlich Cafés und Restaurants. Hier verbrachte ich den ganzen Tag und erkundete die Gegend.

Das Zentrum von Nowosibirsk

Am zweiten Tag ging es dann quer durch Nowosibirsk. Auch wenn es hier vereinzelt schöne Orte gibt, war es insgesamt nichts besonderes. Ohne die Tipps von Julia hätte ich vermutlich einige Orte gar nicht gesehen und bin froh, dass ich bei ihr untergekommen bin. Am Abend ging es dann wieder zum Supermarkt um den Reiseproviant aufzufüllen, schließlich ging es nach diesem kurzen Stopp wieder in den Zug. Dieses Mal leider nur für einen Tag, doch besser als nichts und den Baikalsee auszulassen hätte auch keinen Sinn gemacht. Da mein Zug erst in der Nacht abfuhr, musste ich für die kurze Strecke wieder ein Uber nehmen. Mit meinem Gepäck war ich viel zu leicht als Tourist zu erkennen und dass wäre in der Nacht nicht wirklich sicher gewesen, auch Julia hatte mir davon abgeraten zum Bahnhof zu laufen.

Auf nach Irkutsk und zum Baikalsee

Voller Vorfreude ging es dann in den Zug, der wieder für zwei Nächte mein Zuhause wurde. Die erste Hälfte der Fahrt hatte ich sowohl das obere als auch das untere Bett für mich alleine und habe mich auch direkt breit gemacht. Erst am Nachmittag kam ein älteres Ehepaar, dass leider sehr distanziert war und die ganze Zeit die unteren Betten belegt hatten. Normalerweise sitzen am Tag alle im unteren Bett, dieses Mal halt nicht. Also suchte ich mir einen anderen Sitzplatz und wurde von den dort sitzenden Russinnen super aufgenommen. Wir verständigten uns mit Hand und Fuß und hatten viel Spaß. Ich saß noch nicht lange dort und musste sofort einen selbstgebackenen Apfelkuchen probieren. Nach dem ersten Viertel des Kuchens musste ich auch noch ein weiteres Viertel essen, eigentlich war ich ja schon satt aber der Kuchen war einfach super lecker. Am Abend hat dann jeder verschiedenes Essen auf den kleinen Tisch gelegt und dann wurde gemeinsam gegessen.